St. Michaelis Digital

Regieraum in der St. Michaeliskirche
Bildrechte Christian Herrmann

Hinter diesem Namen versteckt sich ein Projekt, welches im Jahr 2020 seinen Anfang fand und seitdem dafür sorgt, dass Sie unsere Gottesdienste aus der St. Michaeliskirche auch von Zuhause aus via YouTube Livestream verfolgen können.

Eine fest installierte Videoanlage ermöglichst es mit drei fest installierten und einer mobil einsetzbaren Kamera, dass auch dem Zuschauer zu Hause nichts entgeht, wobei wir großen Wert darauf legen, auch die Besucher in der Kirche nicht durch unsere Übertragungen und den Technikeinsatz zu stören.

Technikaufbau der ersten Livestreams aus der St. Michaeliskirche
Bildrechte Günter Saalfrank

Anfänge des Projektes

Das Jahr 2020 hat vieles in unserem Alltag umgekrempelt und wirkt in vielen Bereichen bis heute nach. So fanden auch unsere Livestreams im ersten Corona Lockdown ihren Anfang.

Als die Nachricht über den anstehenden Lockdown den damals amtierenden Dekans Günter Saalfrank erreichte, wusste er sofort: eine Alternative muss her!

Schnellstmöglich wurden Möglichkeiten abgesteckt und verschiedene Optionen durchgespielt. Live sollte es sein. Keine Aufzeichnung. Es sollte so ein Gefühl von Gemeinschaft vermitteln, wenn alle die Andacht zusammen feiern. Außerdem war ihm Aktualität immer wichtig, was einer Aufzeichnung im Vorfeld ebenfalls im Weg stand.
Mit Christian Saalfrank und Kirchenvorsteher Christian Herrmann hatte er sowohl technische Kompetenz und auch das notwendige Material an der Hand.
So wurde das nötigste zusammen getragen, was wir für einen Livestream aus der Kirche brauchten.
Zwei Kameras, Mikrofone, Bildmischer, Computer und ein kleines bisschen Internet via W-Lan aus dem benachbarten Pfarrhaus.

Dekan i.R. vor der Kamera beim ersten Livestream aus der St. Michaliskirche
Bildrechte Christian Herrmann

So starteten wir am 22.3.2020 mit unserer ersten Übertagung. Eine kurze Andacht mit einer musikalischen Umrandung, gehalten von Dekan Saalfrank. Wenn schon jemand das Versuchskaninchen spielen musste, dann er selbst.

Schon während der Übertragung waren wir völlig überwältigt von der riesigen Resonanz. Über 300 Leute verfolgten die Andacht live und binnen kürzester Zeit stieg die Zahl der Klicks bei YouTube auf über 3.000.
So war es natürlich logisch, dass es nicht bei diesem Versuch geblieben ist. Jeden Sonntag ging der „Andachtstream“, wie das Angebot genannt wurde auf Sendung. Da dieses Problem alle Gemeinden betroffen hatte, durfte jeden Sonntag ein anderer Pfarrer vor die Kamera treten.
 

Das Technische Provisorium der Übertragungsanlage in der St. Michaeliskirche
Bildrechte Christian Herrmann

So vergingen die Wochen im Lockdown und es ist der Punkt gekommen, an dem das Gottesdienstverbot aufgehoben wurde. Bereits hier hätte es das Ende dieses Projektes sein können, aber stattdessen wurde das Angebot angepasst zu einem hybriden Format. Mit deutlich höherem Technischen Aufwand begannen wir, Gottesdienste gleichzeitig mit der Gemeinde in der Kirche und auch für die Zuschauer zu Hause zu feiern.
Die Wochen vergingen, die Inzidenzen sanken. Es wurde langsam Sommer. Auch wenn wir über die Zeit viele positive Rückmeldungen erhalten haben, wurde beschlossen, die Übertragungen auf YouTube einzustellen. Der Auf und Abbau der mobilen Technik erforderte vor und nach jedem Gottesdienst nicht wenig Zeit. Dazu war das gesamte Equipment eine Leihgabe. Auch die in der Kirche sichtbare Technik in Form von Kameras, die mitten im Altarraum standen, gefiel nicht jedem.

Die dauerhafte Lösung

Nach dem Aussetzen der Übertragungen erreichten uns jedoch immer wieder Nachrichten, ob wir dieses Angebot nicht weiterführen könnten. Nicht (nur) wegen Corona und Infektionsgefahr.
Wohngruppen für Menschen mit Behinderung erzählten uns, dass Ihnen diese Livestreams ermöglichten, mit ihren Bewohnern regelmäßig Gottesdienste „ihrer Kirche“ mitzufeiern, was sonst leider einen sehr großen Logistischen Aufwand bedeutet. Ähnliche Erzählungen erhielten wir auch von Seniorenheimen und auch zu Hause lebenden Personen, denen es leider nicht möglich ist, unsere Kirche selbst zu besuchen.
Aus einem Corona Provisorium ist ein Angebot gewachsen, das Teilhabe ermöglicht.

Fest installierte PTZ Kameras und Scheinwerfer in der St. Michaeliskirche
Bildrechte Christian Herrmann

Aus dieser Motivation heraus suchte Günter Saalfrank nach einer Möglichkeit für ein dauerhaftes Angebot.
Eine fest installierte Anlage, die es ermöglicht, den Gottesdienst in einer guten Qualität ins Netz zu bringen. Dabei sollte der Bedienaufwand gering bleiben und Auf- bzw. Abbauarbeiten entfallen.
Auch die Einschränkungen für Pfarrer und Gottesdienstbesucher, die das damalige Provisorium mit sich brachte sollten weg fallen. Su waren die Pfarrer in der provisorischen Lösung zum Beispiel auf einige wenige feste Positionen in der Kirche beschränkt, an denen sie sprechen konnten.
Das Konzept hierzu entwickelten ebenfalls Christian Saalfrank so wie Christian Herrmann gemeinsam mit dem Dekan.

Mit diesem Ziel vor Augen fand sich glücklicherweise ein Förderprojekt der Landeskirche, welches genau solche innovativen Digitalisierungsprojekte fördern wollte. Mit dem Geld dieser Förderung und auch vielen weiteren Unterstützern gelang es uns, eine dauerhafte Anlage einzurichten.

Die Größe des Gebäudes in Kombination mit der Historischen Bausubstanz machten es durchaus herausfordernd einen Kompromiss zwischen den Anforderungen an die Anlage, den Denkmalschutz und natürlich auch dem finanziellen Rahmen zu finden, welcher uns aber Rückblickend sehr gut gelungen ist.

Kameraübersicht der Streaminganlage in der Michaeliskirche mit Erweiterung durch zusätzliche Kameras
Bildrechte Christian Herrmann

Innerhalb dieser Maßnahme wurden drei fernsteuerbare Kameras in der Kirche montiert, um alle wichtigen Orte eines Gottesdienstes einfangen zu können. Immer mit im Blick, den Innenraum unserer Kirche dabei nicht durch auffällige Technik zu verschandeln.
Die Beleuchtungsanlage wurde teilweise angepasst und erweitert um eine Beleuchtungssituation zu schaffen, die auch ein gutes Kamerabild ermöglicht. Ebenso erfuhr die Tonanlage in der Kirche eine umfassende Frischekur, von der letztlich auch die Besucher in der Kirche profitieren.
In hinteren Bereich der Kirche wurde eine selten genutzte Loge zu einem kleinen Regieraum umgebaut. In dieser Schaltzentrale laufen alle Fäden zusammen. Viele Hundert Meter Kabel liefern hier die Video- und Steuersignale der Kameras. Auch der Ton von Pfarrer und anderen Sprechern, so wie der Orgel und auch Gemeinde kommen hier an.
Ein einzelner Techniker kann hier nun auf Sendung gehen und einen Gottesdienst zu Ihnen nach Hause bringen.

Mobil genutzte Kamera auf der Orgelempore, um ein Konzert aufzuzeichnen
Bildrechte Christian Herrmann

Bei der Planung war uns Flexibilität und eine Erweiterbarkeit der Anlage sehr wichtig. So gibt es mittlerweile eine vierte, mobile Kamera, die für besondere Situationen in der Kirche genutzt werden kann.

Nicht nur für Gottesdienste wurde diese Anlage bisher genutzt. In der Zeit des Lockdowns im Winter 2020/21 wurden insgesamt drei Orgelkonzerte mit KMD Georg Stanek aufgezeichnet.
Auch einen Livestream im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung haben wir in dieser Zeit gemacht. Eine Diskussionsrunde bei der es auch möglich war, fragen über Chat oder Nachrichtenportale von zu Hause aus einzubringen.

Und auch andere Konzerte, Veranstaltungen etc. wurden mit dieser Anlage schon live gesendet oder zur späteren Nutzung aufgezeichnet.